Tanja Seidel - Tagesmutter im KBS
Foto von Tanja Seidel Presseartikel Tanja Seidel

Pressemeldung Kinderbetreuungsservice                Usingen, 24.04.2025

 


Tagesmutter als anerkannter Beruf?

Es wäre mein größter Wunsch, dass meine Tätigkeit als Kindertagespflegeperson endlich als Beruf anerkannt wird“ sagt Tanja Seidel (54) aus Usingen.


Seit über 25 Jahren ist Tanja S. mit Herz und Leidenschaft in der Kindertagespflege tätig.

Meine Reise begann 1999, als ich in meinem eigenen Zuhause in Usingen - Eschbach als Tagesmutter startete.“

Was damals klein anfing, ist heute das „Buchfinkennest“ in Usingen – ein liebevoll gestalteter Ort für die Kleinsten mit einer familiären Atmosphäre.

Hier arbeitet Tanja S., Mutter von zwei inzwischen erwachsenen Zwillingssöhnen, seit 2015 im Zusammenschluss/ Verbund mit einer Kollegin unter einem Dach. Alle Räume in der großen Wohnung in der Albert-Franke-Straße gehören den Kindern. Sie haben viel Platz zum Spielen, Erkunden und Entdecken – drinnen wie draußen.


Schon ab der achten Lebenswoche können Kinder bei Tanja S. ankommen, sich wohlfühlen und wachsen. Ihr ist es besonders wichtig, dass sie Selbstständigkeit entwickeln, sich ausprobieren und mit Freude lernen. Ihr Ziel ist es, die ihr anvertrauten Kinder auf ihrem Weg zum „Ich“ zu begleiten, damit sie gestärkt und neugierig in die Kindergartenzeit starten können. Es geht ihr nicht nur um die Betreuung, sondern um frühkindliche Bildung.

Jede Familie ist einzigartig, jedes Kind bringt seine eigene Persönlichkeit mit. Eine einfühlsame Eingewöhnung ist daher entscheidend für einen guten Start. Ich begleite die Kinder behutsam in ihren neuen Alltag und unterstütze gleichzeitig die Eltern in ihrem Loslass-Prozess. Für viele ist es das erste Mal, dass sie ihr Kind in fremde Hände geben – ich möchte ihnen mit meiner Erfahrung und meinem Einfühlungsvermögen Sicherheit geben.“erzählt uns Tanja S.


Auf die Frage, was ihr Schwerpunkt in der Arbeit ist, antwortet sie:

Eine gesunde Entwicklung beginnt schon in den ersten Lebensjahren. Deshalb arbeiten meine Kollegin und ich eng mit unserer Patenschaftszahnärztin Dr. Barth aus Usingen zusammen, um den Kindern spielerisch Mundgesundheit zu vermitteln. Außerdem gibt es bei uns ein bewusst zuckerfreies Frühstück, und wir legen großen Wert auf frische, ausgewogene Mahlzeiten. Wir kochen jeden Tag frisch – mit regionalen Zutaten und ganz viel Liebe. „


Auch die Begleitung der Kinder in die nachfolgende Institution, den Kindergarten liegt Tanja S. am Herzen.

Ein sanfter Übergang ist für Kinder essenziell. Deshalb stehe ich in engem Austausch mit der Stadt Usingen und den umliegenden Kindergärten. Gemeinsam gestalten wir den Wechsel so behutsam wie möglich, damit sich die Kinder schnell in ihrer neuen Umgebung einfinden.“

Sie wünscht sich, dass das TAKKT Programm (TAgespflege in Kooperation mit KinderTageseinrichtungen) mit den Kitas wiederbelebt wird, welches leider in der Corona-Zeit auf Eis gelegt werden musste. Hier fand ein enger und auf Augenhöhe gelebter Austausch zwischen den Kita-PädagogInnen und den Kindertagespflegepersonen statt.


Tanja S. legt großen Wert auf Professionalität und erweitert diese stetig durch regelmäßige Fortbildung „Ich war eine der ersten Tagespflegepersonen in Usingen, die 2011 die Bundeszertifizierung in der Kindertagespflege absolviert hat. Doch damit hört das Lernen nicht auf – seit 1999 besuche ich jedes Jahr Fortbildungen mit mindestens 20 Unterrichtseinheiten, immer mit Blick auf den Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan. Denn auch wir Tagespflegepersonen haben einen Bildungsauftrag.“

Sie bedauert, dass ihre langjährige Tätigkeit als qualifizierte selbständige Kindertagespflegeperson noch immer nicht dem Beruf einer Erzieherin angeglichen wird.

Im Austausch mit den Kitas im Projekt „TAKKT“ wurde auch den institutionellen „Kolleginnen“ bewusst, welch hohe Qualifikation wir als Tagesmütter haben“ stellt Tanja S. fest.

Es hat sich viel getan in den letzten Jahren was die finanzielle Anerkennung der Kindertagespflege insbesondere im Hochtaunuskreis angeht, durch den Verein Kinderbetreuungsservice Lichtblick e.V. sind wir gut betreut und untereinander vernetzt, wir haben als Sprachrohr die IGK (Interessengemeinschaft Kindertagespflege), aber in der Öffentlichkeit sind wir noch immer zu wenig bekannt und anerkannt“ bedauert sie.


Was für sie die schönste Rückmeldung von Eltern in den vergangenen Jahren war, beantwortet Tanja S. so:

Als das Kind in die Kita ging bemerkten die Erzieherinnen dort, dass es vom 1. Tag an positiv „aufgefallen“ sei, in seinem Sozialverhalten und der Selbständigkeit. Eine Erzieherin sagte einmal zu mir: deine Kinder sind toll, sie können ja sogar schon mit 3 Jahren mit Messer, Gabel & Schere umgehen!“

Eine Arbeit, die Tanja S. sich bei vielen Kindern macht, ist einen Portfolioordner zu erstellen. „Dies ist viel Arbeit, die ich in meiner Freizeit mache, daher ist es nicht bei jedem Kind umsetzbar.“ sagt sie. Beim Übergang in die Kita macht es dieser Ordner den Erzieherinnen leicht , die Kinder gut „abzuholen“ und Tanja S. erhält viel Lob für die fachliche Qualität.


Wie es für sie weitergeht in den nächsten Jahren, fragen wir Tanja S. noch:

Ich liebe meinen Beruf! Es gibt nichts Schöneres, als Kinder auf ihrem ersten Bildungsweg zu begleiten, ihre Entwicklung zu sehen und ihnen Wurzeln und Flügel mitzugeben. Der Ruhestand ist für mich noch lange kein Thema – dafür schlägt mein Herz viel zu sehr für diese Arbeit.


Der KBS gratuliert Tanja S. für ihre wertvolle Arbeit der vergangenen Jahrzehnte und wünscht ihr für die Zukunft weiterhin viel Energie, Motivation und Zufriedenheit.